Lieber Navyo,
du hast einen ganz wichtigen Punkt erwaehnt, den
ich noch einmal zu Anfang aufgreifen moechte:
Es ist definitiv eine ganz schwierige Aufgabe,
ein Land wie Nepal, dass aus vielen verschiedenen
Ethnien besteht, von einer seit 1768 bis 2006
dauernden Koenigsherrschaft verschiedener Dynastien
in ein neues, demokratisches System 'umzubauen',
besonders auch mit dem Hintergrund, dass ueber 10
Jahre bis 2006 eine art Buergerkrieg im Land herrschte,
der bis heute nachwirkt und viele Probleme hinterlassen
hat. Das ist schon eine besondere Historie und verlangt
allen Beteiligten bei Entscheidungsfindungen und Kompro-
missloesungen sehr viel ab.
Allerdings hatte die Politik 4 Jahre Zeit, die neue
Verfassung auf die Beine zu bringen. Vorgesehen sind
ja nur 2 Jahre und mit einigen Tricks wurde diese Zeit
schon verdoppelt. Premieminister Baburam Bhattarai
hat noch im Maerz mit sehr grosser Sicherheit verbreitet,
dass die neue Verfassung diesmal fristgerecht kommen wird.
Es wurden Versprechungen gemacht, obwohl in der Ver-
fassungsgebenden Versammlung und seinen Gremien ein
totales Chaos herrschte, so dass sich jeder fragen
musste "wie wollen die das denn noch hinbekommen?".
Es war bekannt, wie zerstritten die Entscheidungstraeger
untereinander waren und es wurden die verschiedensten
Modelle einer Neustrukturierung Nepals praesentiert. Alles
sehr gegensaetzlich und kaum miteinander vereinbar.
Trotzdem wurde stur daran festgehalten, die neue
Verfassung wuerde noch rechtzeitig kommen. Dann vor
einer Woche der Antrag der Maoisten, die Uebergangs-
verfassung noch um 3 Monate zu verlaengern. Sehr
beachtlich und konsequent die Entscheidung des
obersten Gerichtes, dies abzulehnen.
Begleitet wurde die Situation von staendigen Streiks
und Blockaden, die ja Ausdruck der Gegensaetze waren.
Trotzdem wurden falsche Signale gegeben, es wuerde
noch alles klappen.
Am Freitag und Samstag dann noch die Situation, dass
keine Einigung besteht. Trotzdem wurden von Praesident
Yadav wieder Signale ausgegeben, es wuerde noch dazu
kommen. Am Sonntag dann die Nachricht, man haette
sich nun geeinigt und mit dem Ausrufen der neuen
Verfassung sei noch vor Mitternacht zu rechnen. Und
am Ende platzt dann die Seifenblase und alles stellt sich
als grossen Flop heraus.
Nun wird vom Premieminister gesagt: das war die richtige
Entscheidung - blablabla...
Dass in Deutschland und vielen anderen Laendern politisch
nicht alles zum Besten steht, ist gar keine Frage. Ich
kommentiere so etwas mit 'Selbstironie' und es gibt ja
auch genuegend Abstrafungen. Der Unterschied aber ist,
dass sich in Nepal so gut wie nichts zu bewegen scheint.
Die gleichen 'Klabautermaenner' die genuegend (ich sags
mal auf Deutsch) Scheisse gebaut haben, bleiben im
politischen Geschehen und meinen, weiterhin eine Legiti-
mation zu haben, den ganzen Murks weiter zu betreiben.
Dabei giessen sie 'froehlich' weiter Wasser auf die
Muehlen radikaler Kraefte und wundern sich nachher,
wenn es knallt und kracht.
Nepal ist wohl definitiv noch nicht soweit mit der
neuen Verfassung, aber das ganze Management drum herum
ist doch nur eine einzige Katastrophe. Ein Land, dass
wirtschaftlich von selbst aus ueberhaupt nicht ueber-
lebensfaehig ist und von permanenter Hilfe aus dem Aus-
land lebt, glaub alle Zeit der Welt zu haben, um politisch
die richtigen Weichen zu stellen. Und das Volk wird
immer schon belogen und betrogen - von allen politischen
Richtungen!
Wer denkt denn wirklich mal ans Volk?
Die Parteien vertreten ihre eigenen Interessen und
verkaufen doch nur Mogelpackungen, in dem sie sagen,
sie wurden sich fuer die Interessen des Volkes einsetzten.
In Wirklichkeit ist das aber doch gar nicht der Fall.
Es geht um Selbsterhalt, Macht und Geld - wie ueberall,
nur noch ein wenig schlimmer, wie ich finde.
Dass der hoechst zwielichtige Koenig Gyanendra, der
vielleicht ein Bruder- und Koenigsmoerder ist (?)
(was damals wirklich passierte, wurde ja nie richtig geklaert!)
oder sein mehrfach unter kriminellem Verdacht stehender
Sohn Paras an Beliebtheit gewinnen, ist an Rueckwaerts-
gewandtheit ja wohl kaum zu ueberbieten.
Nepals Weg kann nicht ein nach Hintengerichteter Weg sein,
sondern muss stets den Blick nach vorne haben. Nicht alte
'Loesungen' koennen das Land in den Tritt bringen, sondern
neue, fuer deren Konsenz hart gearbeitet werden muss. Es
muss ein Geist entstehen unter dem Bewustsein, dass es
zwar ethnische und weitere Unterschiede gibt, aber dass
es auch gemeinsame Ziele gibt, die fuer alle Nepalis ins-
gesamt erstrebenswert sind.
Die USA sind sicher in vieler Hinsicht zu kritisieren.
Auch dieses Land besteht aus sehr vielen und sehr ver-
schiedenen Volksgruppen. Was die Amis aber alle gemeinsam
haben und was sie einfach stark macht ist, dass sie
trotzdem alle US-Amerikaner sind, egal welcher Herkunft,
welcher Ethnie sie zugehoeren. Alle wollen 'a good Ameri-
can' sein und sind sehr stolz auf ihr Land - bei allen
Unterschieden. Man kann sich nicht mit den USA vergleichen,
Poloniex Enforced KYC and Limited Accounts to $2,000 Withdrawals Poloniex has started enforcing its new KYC policies announced backed in December, poloniex api manual even blocking some users accounts. aber grundsaetzlich kann man sich Dinge die gut sind und
funktionieren abschauen und zum Vorbild nehmen. Was nicht
gut ist, sollte man natuerlich meiden.
Nepal kann sich neu ordnen, aber es gelingt nicht,
weil mit dem alten 'Schmodder' bisher auch nicht
richtig aufgeraeumt wurde. Es wurde ueber die Vergangenheit
keine ausreichende Selbstauseinanderdaetzug gefuehrt,
geschweige dem, die richtigen Konsequenzen daraus gezogen.
Ich fuerchte, dass man in weiten Teilen gar nicht weiss,
was eine Selbstauseinandersetzung ist oder wenn man es
weiss, wird es uebergangen und ignoriert - es koennte ja
mit Gesichtsverlust zusammenhaengen.
Ich glaube immernoch: solange der Bagmati eine verdreckte
Bruehe ist und nichts grundsaetzliches unternommen wird,
ihn zu saeubern, in zu sanieren und auf dauer sauber zu
halten, wird das mit Nepal nichts Richtiges. Denn wenn
ich etwas, was mir heilig ist, mit Fuessen trete, kann
ich mich nicht gut weiterentwickeln.
In dem Land muss von Grundauf aufgeraeumt werden -
wenigstens in einigen wichtigen Bereichen -, sonst
wird das nichts. Und wenn man Hilfe braucht, sollte
man nicht um Geld betteln, sondern man sollte sich
nach Beratung umschauen, sie ernsthaft wahrnehmen
und viel mehr in Richtung Hilfe zur Selbsthilfe gehen.
Im Moment steckt Nepal jedenfalls richtig in der
Scheisse, um es noch einmal ganz klar auszudruecken.
Die Hoffnung darf man aber auch in so einer Situation
nicht aufgeben. Wie gesagt, der Blick muss immer auf
das 'hier und jetzt' und nach vorne gerichtet sein.
Allen noch einen
schoenen Pfingstmontag!
Mit besten Wuenschen
Andreas
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