Alles Gute fuer Deine Reise! |
Liebe Roswitha, Du hast es Dir sicher nicht einfach gemacht, mit Deiner Entscheidung. Ob man nun reist oder nicht, muss jeder mit sich selber ausmachen. Wenn man sich gegen die Reise entscheidet, gibt es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Vielleicht, dass man sein Vorhaben verschiebt und irgendwann einmal das geplante nachholen moechte. Entscheidet man sich aber dafuer, so hat zuvor hoffentlich eine sorgfaeltige Abwaegung stattgefunden. Ich denke, das ist bei Dir der Fall. Da Du das Land ja noch nicht persoenlich kennst, kannst du vieles im Moment nur erahnen und bist teilweise auf Informationen anderer, die Erfahrungen haben, angewiesen. Es wird nun aber nicht mehr lange dauern und Du kannst Dir Dein eigenes Bild machen. Die Laune solltest Du Dir nicht verderben lassen. Wenn Du Dich auf Deiner Reise vernuenftig verhaeltst und alles um Dich herum aufmerksam aufnimmst, wirst Du fuer das Land und seine Menschen, trotz mancher Unwaegbarkeiten, trotz mancher negativer Dinge, Freude empfinden. Wer sich umsichtig verhaelt, kann eventuellen Gefahrensituationen gut aus dem Weg gehen. Nepal ist nicht so einfach erklaert. Es gibt vieles, das begeistert und ebenso vieles, das einen aergert, negativ beruehrt oder sogar traurig stimmt. Vom positiven bis zum negativen Extrem, ist alles dabei. Ich kann nur raten, nicht die 'Mitte' zu verlieren. Trotz vieler Extreme: Schwarz-Weiss-Malerei trifft nicht so sehr den Kern. Wenn Du zurueckkehrst, wirst Du wahrscheinlich eher ein gemischtes Bild von Land und Leuten haben - das Positive ueberwiegt hoffentlich. Lass die Dinge mal ganz ruhig auf Dich zukommen. Mit Deinem Flug und Deinen Vorbereitungen scheint ja alles ganz gut zu klappen und die Vorfreude ist berechtigt. Ich meine, wenn man zu einer Sache 'ja' sagt, sollte man das mit ganzem Herzen tun und man darf sich dann auch auf jeden Fall darauf freuen. Ein positive Einstellung ist meiner Meinung nach immer gut. Wie man hier des Oefteren auf dem Board merkt, wird ueber Nepal empfindlich, manchmal auch emotional reagiert. Und das ist nicht nur hier auf dem Board so , sondern auch sonst, wenn man mit Leuten ins Gespraech kommt, sammelt man aehnliche Erfahrungen. Jedenfalls geht es mir gelegentlich so. Woran liegt das? Ich finde, Nepal ist - bildlich gesehen - in vielerlei Hinsicht wie eine Braut oder ein Braeutigam. Ein wenig Geheimnisvoll, Sagenumwoben, in seiner Natur voller Pracht und Glanz - und irgendwie wunderschoen. Nepal ist ohne Zweifel fuer viele Leute ein 'Ausnahmeland'. Man sagt nicht einfach: 'Ich fahre in Urlaub - nach Nepal.' Wir werden in diesem Land an die Wurzeln unseres menschlichen Daseins gefuehrt. Wir werden uns dort manchmal darueber klarer, auf welche wesentlichen Dinge des Lebens es ankommt und worauf nicht. Wir lernen eine Bescheidenheit, nach der wir uns oft sehnen - ohne uns dessen bewusst zu sein -, in unserer mittlerweile komplizierten, hoch technisierten Welt, die wir uns geschaffen haben. 'Back to the roots' ist es, was uns haeufig fasziniert, was uns gefaellt. Und es ist der natuerliche Charme, der dem Land und seinen Menschen noch vielfach erhalten ist, der unsere Sympathie entlockt, wenn nicht uns gar 'verzaubert'. Alles, was Nepal schadet, was seine Menschen, seine Natur, seine Kultur vergewaltigt, beruehrt uns in besonderer Weise und stimmt uns traurig. Unsensibles Verhalten oder solches als subjektiv emfunden - sei es versehentlich oder beabsichtigt - verletzt manche daher sehr, wie von Zeit zu Zeit hier auf dem Board zu festzustellen ist. Ich finde das verstaendlich - schade nur, dass manche Diskussion gleich ein wenig 'hitzig' wird und die Sachlichkeit und der Informationsgehalt auf der Strecke bleibt. Persoenliche Angriffe sind keine Seltenheit - leider. Nepal hat viele Probleme - ganz ohne Zweifel! Und wer nach Nepal reist, wird unweigerlich manchen dieser Probleme auch ausgesetzt. Ich halte es aber fuer wenig Hilfreich, wenn man sich gegenseitig aggressiv darueber auseinandersetzt. Wer glaubt, mit einem Boykott oder der Einfrierung von Entwicklungshilfe seien die Probleme zu loesen, sollte sich daruer im Klaren sein, dass so etwas auch immer diejenigen trifft, die Hilfe bitter noetig haben - ganz oft sind dies die Kinder. Einfluss auf die Dinge kann man nur nehmen, wenn man vor Ort praesent ist. Ich bin froh, dass viele Laender - so auch die Deutsche Bundesregierung - sowie zahlreiche internationale NGO�s sich dessen stets bewusst sind und ihr moeglichstes tun, zu helfen. Die Hilfe sollte allerdings nicht so weit gehen, dass eigene Leute in Gefahr geraten. Vielleicht zum Abschluss noch ein Tipp: Trotz vielfacher Armut im Land sollte man ihm nicht den Stempel 'das arme Land' aufdruecken. Sicher - es fehlt an vielen 'Ecken und Enden', doch ist Nepal in anderer Hinsicht ein sehr reiches land. Ein Land, das uns vieles gibt. Ich wuensche Dir alles Gute, dies zu entdecken. Mit herzlichen Reisegruessen ---
> Alles Gute im Neuen Jahr des Holz-Vogels
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Abgeschickt von am 11. Februar 2005 um 14:37 Uhr.
Antwort zu: nach Nepal reisen geschrieben von Roswitha Bergenthal am 10. Februar 2005 um 18:36 Uhr. |