Zum Thema 'Nepalteppiche'


Lieber Stefan,

grunds�tzlich ist der Kauf von Nepalteppichen mit einer gewissen Problematik verbunden. Wenn Du die nachfolgenden Zeilen lie�t, wirst Du in etwa wissen, was ich damit meine.

Zur Zeit des Teppich-Booms, der seit ca. 5-6 Jahren vorbei ist, gab es in Nepal etwa 2000 Betriebe, die in irgend einer Weise mit der Herstellung handgekn�pfter Teppiche zu tun hatten. Diese Anzahl ist sehr betr�chtlich, wenn man bedenkt, dass in den 50er Jahren so gut wie Niemand in Nepal Teppiche gekn�pft hat. Eigentlich gab es in Nepal gar keine Teppichkn�pftradition. Erst die Exil-Tibeter haben dieses Handwerk entstehen lassen, nachdem sie, wegen der Annexion Tibets durch die Chinesen, nach Nepal gefl�chtet sind. Sie konnten bei ihrer Flucht nur wenige Habseligkeiten mitnehmen. Z.B. Speisegef��e, die dann mit der Zeit eine Karriere als Klangschalen begannen oder Pferdedecken, aus denen allm�hlich Teppiche wurden.

Toni Hagen war jemand, der den Tibetern sehr dabei half, in Nepal Fu� zu fassen, und er war es, der sie sehr dabei unterst�tzte, in ihren Refugee-Camps Teppiche herzustellen. 'Arbeit statt Almosen' war damals seine Devise. Es war nicht leicht, aus einem Nomadenvolk, sesshafte Menschen zu machen, die nun einer halbwegs geregelten Arbeit nachgehen sollten. Mit der Zeit stellte sich dann der Erfolg ein und die Tibeter begannen, in ihrem Exilland, einen gewissen Wohlstand zu erlangen. Die Verbindungen von Toni Hagen in sein Heimatland Schweiz sowie nach Deutschland, halfen dabei, den Teppichen einen Absatzmarkt in Europa zu schaffen. Der Exportschlager sprach sich auch unter den einheimischen Nepalis herum und es entstanden neben den sogenannten Tibet-Teppichen nepalesiche Produktionen. Mit viel Geschick und Kreativit�t entstanden neue Designs. Die Farben wechselten und je nachdem welcher ethnischen Herkunft die Hersteller waren, so unterschiedliche Einfl�sse sorgten f�r Ver�nderungen in Stil und Design. Schlie�lich wurden dann etwa 80 % der Teppiche nach Deutschland exportiert. Die Qualit�t war hervorragend und die Preise entsprechend hoch. Aufgrund der enormen Flexibilit�t der Tibeter und Nepalis, die die Teppiche immer dem Geschmack der Deutschen anpassten, konnten sich die Teppiche �ber Jahre mit wachsendem Absatz etablieren.

Wenn etwas mit der Zeit immer gr��er wird, entstehen aber auch gewisse Gefahren. In Nepal sind mit der Zeit Gro�betriebe entstanden, in denen bis zu 400 Mitarbeiter oder mehr, t�tig waren. Aus manchem cleveren Gesch�ftsmann entwickelte sich ein skrupelloser 'Sklaventreiber'. In gro�en Betrieben wurde in Schichten rund um die Uhr gearbeitet. Hinzu kam, dass einige deutsche Teppichgro�h�ndler starken Druck auf die Herstellerpreise aus�bten. Es wurde in riesen Mengen eingekauft und dadurch die Preise enorm gedr�ckt. Geradezu kriminelle Gesch�ftspraktiken deutscher Gro�eink�ufer wirkten sich negativ aus. Die Arbeiterinnen und Arbeiter - oft Kinder und Jugendliche - bekamen Hungerl�hne und wurden physisch und psychisch ausgelaugt. In Indien bekam das Ganze noch gr��ere Ausma�e. Es wurden nun auch dort 'Nepal-Teppiche' hergestellt. Die Qualit�t war nicht so gut, weil man noch mehr auf 'Masse' ging und teilweise wurden die Teppiche durch andere M�glichkeiten in den Produktionsmethoden, maschinell hergestellt. Der Preisdruck wurde noch gr��er, da viele deutsche Kunden die Qualit�t gar nicht so recht unterscheiden konnten und sehr viel unter dem Motto 'Hauptsache sch�n und billig' kauften.

Schlie�lich wurden mit der Zeit einige Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sowie Journalisten aufmerksam, auf dass, was da so vor sich ging. Es entstanden Reportagen und Presseberichte, die das Ganze kritisch unter die Lupe nahmen. Skandale, vor Allem im Zusammenhang mit Kinderarbeit, wurden aufgedeckt. Das Fernsehmagazin 'Panorama' sendete einen Bericht, der f�r viel Aufmerksamkeit und Entsetzen sorgte. Die Stimmung in Deutschland schlug pl�tzlich um. Dies hatte katastrophale Folgen f�r die Teppichherstellung in Nepal. Auch die Familien- und Kleinbetriebe gerieten in den Strudel. Hinzukam, dass die deutschen Kunden mit der Zeit auch Gefallen an Gabbeh und Berber Teppichen fanden. Dies alles sorgte f�r einen R�ckgang der Teppichproduktion in Nepal. Mittlerweile hat sich das auf ein gewisses Level eingependelt. Die Preise in Deutschland sind oftmals sehr gering. Auch der mittlerweile starke Euro hat seinen Teil dazu beigetragen. Gelegentlich lie�t man auch von Insolvenzen im Teppichhandel und es k�nnen Teppiche deutlich 'unter Preis' erstanden werden.

Finanziell gesehen ist es in Deutschland somit durchaus g�nstig Nepalteppiche zu kaufen.

Etwas Anderes ist es aber, wenn man sich bei seinem Nepalbesuch die M�he macht, kleine Betriebe aufzusuchen. Man findet dort sch�ne Einzelst�cke, die unter halbwegs humanen Bedingungen in handwerklicher Eigenarbeit hergestellt wurden. Wenn man dort kauft, unterst�tzt man unmittelbar einheimische Familien. Die Qualit�t ist gut (nicht so eine Massenware) und die Preise bei fairer Verhandlung, in Ordnung.

Wenn man nun kleine Teppiche kauft, die ins Reisegep�ck passen, so ist es sicher am Ende preislich sehr g�nstig.
Bei gr��eren Teppichen kann man diese nur per Luftfracht schicken. Die Cargo- und Zollgeb�hren kommen hinzu, sowie die Luftfrachtkosten, Einfuhrumsatzsteuer. Wenn man nur eine relativ geringe Kilogrammzahl zusammenbekommt, so sind die Luftrachtkosten proportional gesehen, verh�ltnism��ig 'hoch'. Kauft man vielleicht mehrere Teppiche und hat ein h�heres Gewicht, so kommt man in g�nstigere Luftfrachttarifklassen, was sich dann auf die Quatratmeterzahl umgerechnet, positiv auswirkt.

In jedem Fall ist ein direkt in Nepal bei einem Kleinbetrieb gekaufter Teppich eine direkte Unterst�tzung f�r die Bev�lkerung. Man hat auch einen ganz anderen Bezug zu dem Teppich, weil man genau wei�, woher er kommt und wer ihn hergestellt hat. Der Erinnerungswert h�lt �ber viele Jahre und l��t den Teppich zu etwas Besonderem werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass man in Nepal Teppiche kaufen kann, die nicht eulanisiert sind. Das Eulanisieren ist ein Verfahren, um die Teppiche Mottenfest zu machen. Es gelangen dadurch Chemikalien hinein. Besonders f�r Allergiker kann das durchaus gesundheitsbeeintr�chtigend sein. Meiner Meinung nach ist das Eulanisieren v�llig �berfl�ssig. Seit �ber zehn Jahren habe ich ein gutes Dutzend von Nepalteppichen in unserem Haus liegen und wir hatten noch nie ein Mottenproblem. In Wirklichkeit haben die Gro�h�ndler Angst davor, dass ihre gro�en Lager von Motten befallen werden und das ist sicher einer der Hauptgr�nde, warum das �berhaupt gemacht wird.

Ob Du nun lieber in Deutschland oder in Nepal einen Teppich kaufst - diese Entscheidung kann Dir nat�rlich keiner abnehmen.

Mein Tipp: Schau Dich einfach dort um und wenn Du etwas sch�nes findest, was Dir gef�llt, greif zu - einen Fehler kannst du dabei eigentlich nicht machen.

Mit herzlichen Gr��en
Andreas

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> ich bin demn�chst in Nepal und �berlege mir, dort einen Teppich zu kaufen.
> Lohnt sich das?
> Hat jemand Erfahrungen damit?

Abgeschickt von am 08. Oktober 2003 um 02:05 Uhr

Antwort zu: Teppich in Nepal kaufen ? geschrieben von Stefan am 04. Oktober 2003 um 23:16 Uhr:



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