Hallo Andreas,
mich macht die derzeitige politische Situation in Nepal auch wuetend und traurig, besonders wenn man viel Zeit und Energie in ganz kleine Projekte investiert. Ganz klein deshalb, weil nirgends eine grosse Organisation dahinter steht, also auch keine grossen finanziellen Mittel.
Was kann man tun? Anfangen. Erzaehle deiner Familie und deinen Freunden von Nepal, weshalb du dich dafuer interessierst. Ich gehe in einer Woche wieder fuer drei Monate nach Nepal, helfe in zwei kleinen Kinderheimen. Diese wurden durch hoch motivierte und engagierte Nepalies gegruendet. Trotz dieser so schwierigen politischen und finanziellen Situation versuchen sie den Kindern, blinden, taubstummen, koerperbehinderten und Strassenkindern, Bildung und ein Stueck Zukunft zu geben. Sie haben meine ganze Hochachtung und es gibt in all dem Chaos viele dieser Beispiele. Dort ist auch die Hoffnung, die man in der politischen Landschaft momentan vergeblich sucht. Nepal braucht gebildete Menschen um seine Probleme loesen zu koennen. Wenn man diesen nepalesischen Lehrern und Erziehern helfen moechte, muss man sich hier Partner suchen, kleine Organisationen mit viel Idealismus. Blinde Leute in ganz Deutschland haben dafuer z.B. Punktschriftmaschinen und andere Hilfsmittel gespendet, es bedurfte nur eines Artikels in der Verbandszeitung. Ich habe Nepal-Projekttage fuer Schueler gestaltet, Vortraege in Kirchen und Seniorenheimen gehalten. Das Wichtigste ist wohl anzufangen und das ganze keine Eintagsfliege werden zu lassen. Eben das zu geben, was es in Nepal zur Zeit nicht gibt, Verlaesslichkeit.
Viele Gruesse,
Heike
> Hallo ani shuba din,
> vielen Dank Andreas fuer Deine Erklaerungen..finde ich immer sehr gut..Klasse finde ich auch das Du den Spagat zwischen Menschen und Politik schaffst...womit ich beim Thema Menschen bin..du schreibst wer helfen moechte sollte es tun...nur wie kann die Hilfe aussehen, ausserhalb von Geldspenden an irgendwelche Organisationen oder aufziehen von Projekten??? Ueber ein paar Tipps fuer mich, (auch neue Denkweisen) wuerde ich mich freuen...pheri vethaula ....
>
> > Liebe Nepalfreunde,
> > Ende Mai diesen Jahres ist es im politischen Nepal
> > ja bekanntlich nicht zum Konsens gekommen, um die
> > neue Verfassung auszurufen. Der bis dahin durch
> > Wahlmehrheit legitim im Amt befindliche Premierminister
> > Baburam Bhatarai hatte seinen Posten anschliessend
> > nicht geraeumt, sondern fuehrt es seitdem bis zum
> > heutigen Tag kommissarisch. In dem bunten Parteien-
> > spektrum sorgt dies seit Beginn dieser Situation
> > fuer reichlich Kritik und Ruecktrittsforderungen.
> > Baburam Bhattarai hat in den letzten Monaten durch
> > seine eigenmaechtige und autoritaere Amtsfuehrung
> > auch immer wieder Wasser auf die Muehlen seiner
> > Kritiker gegossen.
> > Bevor er gestern zur Konferenz der Blockfreien
> > Staaten nach Teheran abgereist ist, hat er im
> > nepalischen Fernsehen Jahresbilanz seiner insgesamt
> > einjaehrigen Amtszeit gezogen. Er berichtete ueber
> > erreichtes und nicht erreichtes und versuchte zu erklaeren,
> > warum das Land in einigen Punkten nicht an der Stelle
> > steht, wie die Bevoelkerung das erwartet und erhofft
> > hat. Er machte im Wesentlichen mangelnde Konsensbereit-
> > schaft und Blockadehaltung der Oppositionsparteien
> > dafuer verantwortlich. Dass er in dieser Situation nicht
> > zuruecktritt, begruendete er damit, dass er ein Macht-
> > vakuum hinterlassen wuerde, da es nach bisheriger Lage
> > keinen legitimen Nachfolger fuer sein Amt gaebe. Das Land
> > wuerde durch einen Ruecktritt ins Chaos gestuerzt.
> > Er raeumte ein, dass sich das Land in einer politischen
> > Krise und Sackgasse befindet, sagte aber zugleich, er habe
> > alles versucht, Einigung herbeizufuehren und wies die Ver-
> > antwortung den Oppositionsparteien zu.
> > Die wichtigsten Aufgaben sieht er in der Fortfuehrung
> > des Friedensprozesses im Land. Er aeusserte seine Bereit-
> > schaft, einer grossen Koalitionsregieung beizutreten,
> > sofern die Gegenparteien sich ebenfalls einigungsbereit
> > zeigten.
> > Praesident Yadav hat sich nun ebenfalls oeffentlich
> > geaeussert und die Parteien aufgefordert, sich in den
> > naechsten Tagen ihrer Verantwortung zu stellen und zu
> > Uebereinkuenften zu kommen, die die neue Verfassung
> > ermoeglichen oder sie sollten sich auf Neuwahlen
> > einstellen.
> > --
> > Persoenliche Anmerkungen:
> > Man kann davon ausgehen, dass jetzt die Weichen fuer
> > politische Veraenderungen gestellt werden. Neuwahlen
> > oder die neue Verfassung kommen jedoch fruehestens ab
> > Ende November. Im Oktober ist Dashain (in Nepal das
> > hoechste Fest des Jahres), Mitte November Tihar - in
> > dieser Zeit wird sich absolut nichts tun und im September
> > schon gar nicht (das waere viel zu frueh). Ob es das Land
> > aus seiner Lethargie heraus schafft, ist weiterhin fraglich.
> > Auf das politische Chaos braucht uebrigens niemand zu
> > warten, das ist seit eh und je vorhanden. Froh sein
> > kann man nur, dass (abgesehen von einzelnen Ereignissen,
> > Generalstreiks, Demos etc. und der 'Madhesi-Auseinander-
> > setzungen in Suednepal) seit April 2006 bis jetzt keine
> > ganz grossen Unruhen im Land ausgebrochen sind, die fuer
> > eine Destabilisierung der Gesamtlage gesorgt haetten.
> > Die Bevoelkerung leidet sehr an Preissteigerungen, der
> > hohen Inflationsrate, grundsaetzlichen Versorgungseng-
> > paesen wie Strom- und Wassermangel, an vielen kleinen
> > und groesseren Dingen, die fuer fuer die Alltags- und
> > Lebensbewaeltigung notwendig sind, Generalstreiks etc.
> > Keine Regierung hat bisher in der Gesamtheit wirkliche
> > Erleichterungen und Verbesserungen fuer die Bevoelkerung
> > geschaffen, sondern ueberwiegend enttaeuscht. Wer die
> > moeglichkeit hat, in Ausland zu gehen, nutzt sie, um
> > dort Geld zu verdienen und sich ein besseres Leben auf-
> > zubauen. Leider werden sie in manchen Laendern, vornehmlich
> > im araischen Raum, leicht zu Opfern von Ausbeutung und
> > Vergewaltigung, zu Opfern eines 'modernen' Sklaventums.
> > Juengst hat die nepalische Regierung ein Gesetzt erlassen,
> > dass nepaischen Frauen bis zu ihrem 30. Lebensjahr ver-
> > bietet, in arabischen Laendern zu arbeiten - das spricht
> > Baende! Auch junge Maenner werden immer wieder Opfer von
> > schlimmen Gewalttaten und Mord. Das ist ein ganz schlimmes
> > Thema fuer sich.
> > Ohne Hoffnung geht es aber nicht. Man kann immer nur hoffen,
> > dass sich Dinge im Kleinen verbessern - Schritt fuer Schritt.
> > Und jeder Einzelne, dem das Land und seine Menschen am Herzen
> > liegen, kann ganz konkret seinen eigenen, ganz individuellen
> > Beitrag leisten, zu helfen. Wer kein Verstaendnis hat und
> > nicht helfen mag, braucht es nicht zu tun. Wer es tut, sollte
> > es am besten gerne tun und im richtigen Moment moeglichst
> > ohne zu zoegern. Hilfe die man gibt, ist wie ein Geschenk.
> > Helfen und Schenken - beides will stets gut ueberlegt sein.
> > Mit besten Wuenschen
> > Andreas
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