Danke + persoenliche Betrachtungen ...


Lieber Ludwig,

es gibt manchmal Situationen im Leben, da ist man
auf alles und jeden irgendwie wuetend. Gerade in
Nepal kann einem so etwas leicht passieren, da es
so viele Alltagsprobleme gibt, die einen regelrecht
zermuerben koennen. Ich denke, viele kennen das.

Auch ich habe manchmal innerlich mit mir zu kaempfen
und weiss, dass man Gefahr laeuft 'ueber' zu reagieren.
Poloniex Enforced KYC and Limited Accounts to $2,000 Withdrawals Poloniex has started enforcing its new KYC policies announced backed in December, even blocking some users accounts. poloniex api documentation Es ist gut, wenn man das dann im naechsten
Moment erkennt und sich damit auseinandersetzt.

Du hast das getan und davor kann man nur Respekt haben,
was ich Dir hiermit von meiner Seite gerne entgegen
bringen moechte. Vielen Dank!

--

Meine persoenliche Betrachtung:

Nepal kommt mir manchmal vor, wir ein verstoertes,
innerlich zerrissenes, traumatisiertes Kind, das
gerne erwachsen werden moechte, dabei aber immer
wieder vor die Wand rennt.

Ich denke, man kann erst weiter kommen, wenn man
sich seinen eigenen Scherbenhaufen anschaut, alle
Dinge dann sortiert, sich Gedanken darueber macht,
was zu diesem Scherbenhaufen gefuehrt hat und
schliesslich Stueck fuer Stueck von Null angefangen
neu aufbaut.

Dabei sollte man nicht so sehr versuchen, seinen
Willen durchzusetzen und ihn anderen aufzudruecken,
sondern gut ueberlegen, was alles erfordelich ist
zu tun, um dem, was man zusammenbauen moechte, zu
einem guten Gesamtergebnis zu verhelfen. Wer klug
ist, beachtet dabei auch die Gedanken und Interessen
anderer.

Leider hat das 'Kind' Nepal diesen
Weg nie vollstaendig beschritten.

Von aussen betrachtet sieht man dieses traurige Haeuflein
Elend und leidet mit, wenn es sich immer wieder eine
blutige Nase holt und kein Rezept findet, diese Mauer
zu durchbrechen.

Die ernsthafte Selbstauseinandersetzung fehlt und
der Wille, diesem Land und seinen Menschen wirklich
zu dienen.

So etwas kann man aber niemandem beibringen. Das
muss selbst erlernt werden.

Da so viele verschiedene Interessensgruppen vertreten
sind, die in erster Linie an sich selber denken
und nicht an das Gemeinwohl, da es um Machtergreifung
und viel Geld geht, und das gegenseitige Misstrauen
gross ist, tut sich das Land so schwer.

Nepal steht auch immer noch im Spagat zwischen alten
Traditionen und der Moderne, die durch westlichen
Einfluss eingezogen ist.

Die Maoisten haben so ihre ganz eigenen Ziele und
versuchen mit Zucker, Brot und Peitsche die Land-
bevoelkerung und junge Leute zu mobilisieren. Gerade
die jungen Menschen wissen gar nicht so genau, wie es
um sie geschieht. Sie haben aber ein Gespuer dafuer,
dass etwas Faul ist, dass sie von vielen Seiten
belogen und betrogen werden, dass sie um ihre Existenz
und um ihre Zukunft gebracht werden. Und sie haben
nicht so recht gelernt, dass man in materieller
Hinsicht selber etwas dafuer tun muss, um die
Fruechte zu ernten. Sie glauben, alles muss hier
und jetzt geschehen und sie haetten ein Anrecht
darauf. Und sie haben lange gelitten, in dem
sie gesehen haben, was die reichen Touristen
ihnen da vor leben. ‚Sex, drugs and rock´n roll‘
koennen einerseits vielleicht cool sein,
andererseits kann das auch zum Verhaengnis
fuehren.

Man kann, besonders den jungen Leuten, eigentlich
nicht boese sein, denn ...

... 'sie wissen nicht, was sie tun'.

Wer soll ihnen das aber sagen?

Wir haben gut reden. Bei unserem geschichtlichen
Hintergrund, wohlwissend, dass Europa in Schutt
und Asche gelegt und viel Schrecken und Unrecht
verbreitet wurde, dass wir auch als Kollektiv
in Nachfolgegenerationen Verantwortung an dem
Geschehenen tragen, dafuer hatten wir einige
Jahrzehnte Zeit, um uns damit auseinander zu
setzen und zu erkennen, was alles verkehrt
gelaufen ist. Wir koennen leicht sagen, was
wir oder andere falsch machen und laufen dabei
Gefahr, unseren Zeigefinger zu zuecken.

In Nepal fehlen viele Erfahrungen, die
wir in Europa bereits gemacht haben.

Und man sollte auch nicht vergessen, dass
wir aus der christlich-abendlaendischen
Tradition stammen. Bei uns gibt es
'Schuld und Vergebung'.

Jesus, der am Kreuze einen ungerechten
Tot starb und wieder auferstanden ist.

Selbst wer nicht religioesen Glaubens
ist, kann sich dem doch kaum entziehen,
dass unsere Kultur auf den Kreuz-Tot Jesu,
auf den 10 Geboten und der Bergpredigt
basiert und darin die Grundlagen fuer
unser Denken und Handeln begruendet sind.

Die Menschen in Nepal, die gepraegt sind
durch den Hinduismus und andere religioese
Stroemungen, haben in vielen Betrachtungen
ganz andere Denkansaetze als wir Mittel-
europaeer. Die Sichtweisen sind oft einfach
voellig unterschiedlich.

Der Demokratisierungsprozess, die humanitaere
aber auch die wirtschaftliche Entwicklung sind
dadurch ganz anderen Voraussetzungen unterlegen.

Wir machen einen Fehler, wenn wir unsere Denkweisen
1 zu 1 uebertragen und meinen, wir koennten die
Menschen in Nepal damit erreichen.

Eigentlich muessen wir viel mehr ueber Nepal lernen,
um verstehen zu koennen, warum manche Dinge so sind,
wie sie sind.

Ob wir wollen, oder nicht. Wir muessen weiterhin
viel Geduld haben, mit diesem Land. Man darf sich
gelegentlich ruhig aergern und diesem Aerger auch
Ausdruck verleihen. Verzweifeln sollte man an der
Situation Nepals allerdings nicht. Dafuer gibt es
wiederum viel zu viel schoenes um dieses Land.

Mit herzlichem Gruss
Andreas

Abgeschickt von am 06. Mai 2010 um 02:10 Uhr.

Antwort zu: Re: Die sachliche Auseinandersetzung mit Nepal - sicher nichts schlechtes! geschrieben von Ludwig am 05. Mai 2010 um 13:04 Uhr.


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