Die sachliche Auseinandersetzung mit Nepal - sicher nichts schlechtes!


Lieber Ludwig,

dass viele Menschen, so auch Du und Deine Familie,
in Nepal unter der Streiksituation leiden und dabei
Frust und Entaeuschung entstehen, kann ich nachvollziehen
und habe da Verstaendnis fuer. Wer so einer Situation
unmittelbar ausgeliefert ist und das alles hautnah
erlebt, ist emotional ganz anders beruehrt, als
diejenigen, die das Ganze aus der Ferne betrachten.
Ich selber habe oft genug in Nepal Streiksituationen,
Demonstrationen und Gewalt erlebt.

Ist es aber richtig, persoenliche Erlebnisse und
eigenes Empfinden zum allgemeinen Massstab zu
erklaeren? Mein Eindruck ist, Du projezierst
Deine eigene Situation, Deinen Unmut und Aerger
ueber Nepal auf den 'Nepaltag'. Ich zweifle daran,
das dies berechtigt ist.

Dies ist nun der 21. 'Nepaltag' in Bonn. Ich habe
bereits als junger Erwachsener am 1. Nepaltag 1989
teilgenommen und habe seitdem nur eine dieser
Veranstaltungen wegen eines Familienfestes versaeumt.

Es gab in den Jahren dort gute und weniger gute
Vortraege. Was mich natuerlich des oefteren
gestoert hat, ist, wenn ein Botschafter oder
sonstiger Offizieller Vertreter Nepals zu Beginn
der Veranstaltung sein Grusswort verkuendet hat
und dabei Nepal in der buntesten Farben malte,
obwohl das Land gerade 'lichterloh brannte', vor
Gewalt und Terror.

Hinsichtlich der eigentlichen Vortraege kann ich nur
sagen, das auf den Nepaltagen stets ein sehr ernsthaftes
poloniex verification P poloniex verification r poloniex verification e poloniex verification t poloniex verification t poloniex verification y poloniex verification poloniex verification f poloniex verification a poloniex verification i poloniex verification r poloniex verification . poloniex verification poloniex verification Bemuehen vorlag, sich ausfuehrlich, aufrecht und oft
auch sehr kritisch mit dem Land auseinanderzusetzen.
Das wird in diesem Jahr kaum anders sein.

Ich sehe Deine Kritikpunkte Deiner Situation geschuldet,
der 'Nepaltag' ist jedoch gewiss keine geschmacklose
Veranstaltung und es ist auch nicht geschmacklos,
dafuer ein wenig die Werbetrommel zu ruehren.

Gerade dann, wenn die Zeiten in Nepal besonders
schwierig waren, hat sich in der Vergangenheit
immer wieder gezeigt, dass das Interesse am
Nepaltag besonders gross war. Zu sagen, es
haette gerade 'keiner Lust auf einen Nepaltag ...'
ist sicher nicht zutreffend.

Ich weiss ja nicht, wie lange und wie eng Du mit
Nepal verbandelt bist, jedoch wundert es mich ein
wenig, Dein Wehklagen bereits am dritten Streiktag
zu vernehmen. Bisher ist das ja noch alles recht
locker und harmlos, was sich in den letzten Tagen
ereignet hat, im Vergleich zu dem, was dieses Land
und seine Menschen in der Vergangenheit schon alles
durchgemacht hat.

Und wer ist denn bitteschoen in Kathmandu 'eingesperrt'?

Das Verkehrs- und Transportwesen ist zwar zum Erliegen
gekommen, die Geschaefte sind geschlossen und das
oeffentliche Leben sicher auch stark beeintraechtigt,
d.h., Einschraenkungen und Gruende zum Frust gibt es
genug, aber es ist doch niemand 'eingesperrt'. Man kann
sich doch zumindest zu Fuss fast ueberall frei bewegen.

Die Erfahrung bei allen Generalstreiks der Vergangenheit
hat gezeigt, dass diese Situationen meistens nur fuer
wenige Tage bestehen, weil sich das gar nicht laenger
durchhalten laesst. Die Haendler muessen nach wenigen
Tagen wieder ihren Handel betreiben und die Menschen
haben oft keine groesseren Vorraete, so dass sie sich
aus reinem Selbsterhaltungstrieb Lebensmittel be-
schaffen muessen. Und wer sich wirklich auskennt weiss,
wie - trotz Schwierigkeiten - an Nahrung und Lebens-
mitteln heranzukommen ist. Natuerlich steigen die
Preise erheblich und alles ist recht schwierig, jedoch
besteht fuer Kathmandu und den Rest des Landes derzeit
keinerlei 'Katastrophenzustand'.
So etwas hatten wir in Haiti oder auch in Chile, in
Folge der stattgefundenen Erdbeben, aber so ist es
derzeit nicht in Nepal. Zum Glueck!

Nepal kann hinsichtlich der Versorgung jederzeit
auch in eine erhebliche Schieflage geraten und
die Gefahr dafuer besteht durchaus. Bis jetzt ist
sie aber nicht eingetreten.

Auch ich bin bezueglich Nepal ueber vieles entaeuscht,
traurig, wuetend, veraergert, besorgt etc.

dennoch mag ich dieses Land andererseits und bin
stets ein Befuerworter, sich mit Nepal und seinen
Problemen auseinanderzusetzen, diese Dinge zu
komunizieren, Kontakte zu pflegen und den Glauben
nicht aufzugeben, dass der schwierige Weg der
politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen
und oekologischen Entwicklung in kleinen Schritten,
auch wenn immer wieder auch Rueckschritte gemacht
werden, weiterentwickelt wird.

Die derzeitige Situation ist schwierig und es steckt
einiges an Spannung darin, die sich moeglicherweise
entlaedt und fuer weitere tiefgreifende Schwierigkeiten
sorgt, ich bin jedoch nicht dafuer, deswegen den
Kopf in den Sand zu stecken.

Das Prinzip Hoffnung ist es doch und fuer manche
auch Religiositaet und Glaube, dass Menschen befaehigt
zu ueberleben und sich nicht aufzugeben.

Die sachliche Auseinandersetzung mit Nepal findet
auf jeden Fall meine Unterstuetzung und ich bin
der Meinung, dass so ein 'Nepaltag' eine gute
Sache ist.

Eines haben die Nepalis uns gewiss voraus -
sie sind nicht ewig am jammern, sondern
tragen die Dinge so gut sie koennen!

Mit den besten
Wuenschen fuer Nepal

Andreas





Abgeschickt von am 05. Mai 2010 um 02:51 Uhr.

Antwort zu: Re: Nochmaliger Hinweis: Nepal-Tag 2010, am 15.16. Mai in Bonn geschrieben von Ludwig am 04. Mai 2010 um 07:12 Uhr.


antworten    zurück zum Board




Antwort:

Name:  
E-Mail:

Überschrift:

Nachricht (min. 75 Zeichen):