Wo liegt der Kasus knaksus ?


- Eine andere Betrachtungsweise ueber eines der wichtigen Probleme im Land -
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Liebe Freunde,

der Koenig haelt eine zweite Ansprache und alles loest sich in Wohlgefallen auf.

So einfach ist das?

Ja, so einfach ist das!
Und nein, so einfach ist das natuerlich nicht!

Diese Situation ist ein klassisches Beispiel dafuer, wie das Leben in Nepal manchmal funktioniert, oder wie es haeufig funktioniert.

Da waren fuer den heutigen Tag in Kathmandu Grossdemonstrationen mit hoher zu erwartender Teilnehmerbeteiligung angesagt, die Wut und Empoerung ueber das Verhalten des Koenigs - besonders der letzten Tage - war auf einem Hoehepunkt, Gewalt drohte weiter zu eskalieren, ... und da findet der Koenig, der am gestrigen Abend sicher kein besserer und kein schlechterer Mensch geworden ist, in ein paar Saetzen offenbar die richtigen Worte, trifft die richtigen Inhalte, und das Problem scheint sich aufzuloesen.

Ploetzlich glaubt man ihm.

Wie kommt so etwas?

Ich meine, es hat zu tun mit einem grundsaetzlichen Problem der nepalischen Gesellschaft. Ein Problem, das man in vielen Lebenssituationen immer wieder beobachten kann. Ein Problem, das in diesem Fall, bei dem es um eine sehr grosse Tragweite geht, fuer den Moment geloest wurde, aber ein Problem, das heute und morgen - so fuerchte ich - weiterhin besteht, wenn man nichts dagegen tut.

Es ist die mangelnde Dialogfaehigkeit an dem dieses Land permanent leidet. Sie hat zu tun, mit den Traditionen des Landes und der Mentalitaet 'der Nepalis' (wenn man das unter Beruecksichtigung der Voelkervielfalt - mit Ausnahmen - einmal so sagen darf).

Einer der zentralen, wunden Punkte wurde bereits angesprochen. Heinz schrieb: 'Nepal ist auch im 21. Jahrhundert angekommen'.

Darueber sollte man wohl einmal in Ruhe nachdenken.

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Ich wuerde sagen, man sollte die Betonung auf 'auch' legen.

In mancher Hinsicht ist es zwar so, dass das 21. Jahrundert schon angekommen zu sein scheint - aber stimmt das wirklich?

Die Internet-Caf�s im Lande, ein halbwegs moderner Flughafen, dicke, umherfahrende Pajeros, 'Wimpy' und 'Sam's Quick' modernes Equipment bei zahlreichen Agenturen - fuer die Berge, fuer�s Rafting oder Mountainbiking, es gibt sogar Bungee-Jumping oder 'Fliegen mit dem Ultra Leichtflugzeug'. Privatunternehmen sind mit 'High-Tech' ausgestattet, es gibt saemtliche Geraete an Haushalts- und Unterhaltungselektronik zu kaufen. Auf den Daechern: Satellitenschuesseln - Fernsehen und Rundfunk 'total'. Zwei Netze fuer Mobiltelefon. Und beim Trekking(?): Ja, auch beim Trekking gibt es vielleicht die eine oder andere auslaendische Trekkerin, die ihrem sympathischen, verheirateten oder unverheirateten nepalischen Guide gerade dabei ist, das 21. Jahrhundert naeherzubringen. Es geht natuerlich auch umgekehrt - siehe Manfred :-))

Oder auch die wirklich negativen Erscheinungen: Prostitution und Aids!

Das alles sind jedenfalls Indizien dafuer, dass die moderne Zeit schon angekommen ist.

Aber auch nur scheinbar.

Nepal ist ein Land, dass seit seiner Oeffnung gegenueber dem Westen einen gewaltigen Spagat zwischen 'alter Kultur und Tradition' einerseits und 'Moderne' andererseits praktiziert.

Spaetestens, wenn man in einen Kindergarten, in eine Schule hineinschaut, die nicht im Zentrum Kathmandus liegt, sondern ein wenig Abseits, oder wenn man Doerfer besucht, in den Bergen oder im Terrai, wenn man den hohen Anteil an Analphabethismus betrachtet, Vielerorts mangelnde Hygienezustaende etc.

Und es handelt sich ja nicht nur um bestehende Zustaende, sondern um damit verbundenes 'Bewustsein'.

Gesellschaftlich sieht es kaum anders aus. Zwar haben Jugendliche ihren 'American way of life' zumindest 'Outfitmaessig' schon recht gut drauf, und Jungs wie Maedels besuchen auch schon mal unter dem Schutz einer 'Cartier-immitierten Sonnenbrille' die abendliche Disco, jedoch muss man sagen, dass gesellschaftliche Themen und Probleme oeffentlich vielfach noch immer mit Scham und Unterdrueckung belegt sind. Sicher ist es im Laufe der Jahre besser geworden, dennoch wird vieles, was unangenehm sein koennte 'totgeschwiegen', 'vertuscht', 'tabuisiert', nicht 'diskutiert'.

Es gibt zahlreiche gesellschaftliche Probleme, die viel mehr 'enttabuisiert' und oeffentlich 'thematiert' werden muessten. Z.B. 'Pubertaetsprobleme Jungendlicher', 'verbotene Liebschaften' bei jungen Leuten (es gibt eine besonders hohe Selbstmordquote bei jungen Frauen, die ungluecklich verliebt sind oder nicht ihrem eigenen Wunsch gemaess verheiratet werden), 'Gewalt in der Ehe', 'Drogen und Alkohol', 'Zwangsrituale', 'zuegelloser, nicht reglementierter Bauwahn', 'Minderheitenprobleme', 'Armut, Arbeitslosigkeit, soziale Benachteiligung' - alle Themen, die mit gesellschaftlichen oder politischen Belangen zu tun haben.

Oft ist es so, dass ueber Dinge nicht geredet wird - es wird geschwiegen, und dann platzt es ploetzlich heraus und irgend jemand dreht durch!

Das ist alles nicht so einfach fuer das Land.

Die mangelnde Dialogfaehigkeit hat sehr viel mit dem Wesen der Nepalis zu tun und mit von Kindesbeinen an gedrillter Tradition.

In der Schule schon wird oft auf Kommando 'nachgeplappert' oder auswendig gelernt. Es wird vernachlaessigt, eigene Gedanken und Denkfaehigkeit fuer groessere Zusammenhaenge zu entwickeln. Die Lehrerinnen und Lehrer haben es ja selbst kaum gelernt!

Der aktuelle Konflikt ist ein Paradebeispiel dafuer, dass zwischen Koenig und Volk kein offener Dialog auf Augenhoehe stattgefunden hat. Die Zeiten von 'Befehl' und 'Befehlsempfaenger' muessen zwischen Koenig und Volk, aber auch gesellschaftlich ein Ende haben.

Nepal muss es schaffen, eine ausgewogene 'Redekultur' zu entwickeln. Die Parteien untereinander muessen sich gegenseitig zuhoeren und aufeinander eingehen lernen.

Mit Parolen und Geschrei 'Wir wollen die Demokratie!' ist es alleine nicht getan. Die Menschen muessen an sich selber arbeiten. Sie muessen alte Zoepfe abschneiden. Sie muessen es lernen 'loslassen' zu koennen.

Dass, was dem Koenig so schwer gefallen ist, muessen sie auch selber fuer sich, ihr Leben und ihre Umwelt erlernen.

Ich halte diesen Konflikt fuer einen Spiegel dieser Gesellschaft. Zwar bin auch ich erzuernt ueber viele Ungerechtigkeiten, aber fuer mich steht nicht so sehr die Schuldfrage im Vordergrund. Es handelt sich ja um eine - man kann fast sagen - Jahrhunderte lange Entwicklung, in der Nepal mittendrin steht. Jeder sieht die Dinge aus seinem Blickwinkel und die Sichtweise des anderen wird nicht ausreichend nachfollzogen oder respektiert.

Wir koennen nicht die Massstaebe einer modernen, pluralistischen Zivilgesellschaft anlegen, sondern muessen beruecksichtigen, dass Nepal an einem ganz anderen, eigenen Punkt steht, als unsere westlichen Gesellschaften. Und die Zusammenhanenge der nepalischen Gesellschaft ist sehr kompliziert! Seit Jahren versuche ich immer wieder auch fuer mich einige gesellschaftliche Geheimnisse zu lueften - es ist eine endlose Aufgabe. Man lernt immer wieder dazu (hoffentlich!).

Interessant fuer mich ist, dass internationale Medien manchmal versuchen, eine Begebenheit darzustellen, die eigentlich zu den Geheimnissen des Landes gehoeren und einfach nicht verstanden werden. Dadurch kommt es natuerlich zu falschen Darstellungen und Missverstaendnissen - und keiner merkt es!

Abschlussgedanken: Nepal hat sich bereits auf den Weg gemacht, an das 21. Jahrhundert anzuknuepfen (gestern ist da wieder ein bedeutender Schritt gelungen), aber das Land ist noch weit zurueck und muss einen ganz eigenen Weg fuer sich finden. Es gibt Traditionen die fuer die eigene Identitaet wichtig und nicht zuletzt fuer den Tourismus - von dem das Land zweifellos abhaengig ist - von Bedeutung sind, aber es muss vieles fuer sich ueberdenken und aendern, sonst kommt es nicht voran. Es gibt viele Schritte, die noch getan werden muessen. Man muss aber dabei aufpassen, dass man nicht ins Stolpern geraet.

Wenn Nepal es nicht schafft, 'Dialogfaehig' zu werden, wird es keine wirkliche Demokratie geben und viele Muehen waren umsonst, viele Menschen sind vergeblich gestorben oder wurden vergeblich verletzt. Das entstandene 'WIR-gefuehl' muss sich gesellschaftlich uebertragen und alle Gruppen - einschliesslich der Maoisten - einbeziehen. Es muessen gemeinsame, umsetzbare Ziele gesetzt werden. Anders wird es schwer, 'Freiheit und Demokratie' in Nepal zu entwickeln und zu etablieren.

Mit herzlichem Gruss
- diesmal weniger bangend
und etwas mehr hoffend, aber
auch freuend -

Andreas

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Abgeschickt von am 25. April 2006 um 12:59 Uhr.


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