lieber Andreas
vielen Dank fuer Deine wie immer sehr umfassenden und von tiefer Landeskenntnis gekennzeichneten Ausfuehrungen.
Gestatte mir dennoch, dass ich in einigen Punkten deutlich widerspreche.
> Ich bin der Meinung, der Koenig haette sich schon laengst aus dem politischen Alltagsgeschaeft herausnehmen muessen. In der heutigen Zeit sollte ein Koenig hoechstens noch repraesentative Aufgaben wahrnehmen (duerfen!).
**dies duerfte die fast einhellige Meinung sowohl im Land selbst als auch unter den Beobachtern von ausserhalb sein.
> Die Besonderheit in Nepal ist, dass seit 1768 die Koenige und die Armee eine symbiotische Einheit bilden. Der Koenig kann nicht ohne die Armee, die Armee nicht ohne den Koenig.
**soweit die Geschichte
> Es ist ein Faktum, dass die Armee von Beginn an immer und ausnahmslos treu zu ihrem jeweiligen Koenig stand. Das ist bei Koenig Gyanendra nicht anders.
> Die Armee ist der bedeutendste Machtfaktor im Land!
**auch das ist unbestritten richtig
> Sofern man das Machtverhaeltnis zwischen Koenig und Armee trennen moechte, so sehe ich nur zwei legitime Moeglichkeiten dafuer.
> Die erste ist, dass der Koenig aufgrund irgendwelcher Umstaende stirbt und sich das Verhaeltnis von selbst erledigt.
**nein, die Loyalitaet ist nicht personengebunden, sondern an das Amt. Eher noch: an das damit verbundene Geld (="Machtfaktor").
> Die zweite
**(EINZIGE!)
ist, dass der Koenig auf Basis der Verfassung durch Mehrheitsentscheid dazu bewogen oder gezwungen wird, den Oberbefehl ueber die Armee in die Haende einer demokratisch gewaehlten Regierung zu uebergeben (Notfalls unter Verhaftung - in jedem Fall aber nur durch friedliche Mittel und Mehrheitsbeschluss eines durch das Volk legitimierten Parlamentes!). Eine Konzession (bei Einwilligung) koennte dabei sein, dass der Koenig fuer seine eigene Sicherheit und die seiner Familie die Befehlsgewalt fuer eine Leibgarde behielte.
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> Eine gewaltvolle Loesung lehne ich grundsaetzlich ab. Aus meiner Sicht betrachte ich das nicht als legitime Option.
**Zwang ist die erste Stufe der Gewalt. Diese ist auf beiden Seiten also laengst erreicht.
> Mein persoenlicher Eindruck bei der gestrigen Ansprache des Koenigs war, dass er es ernst gemeint hat, die politische Macht an das Volk bzw. die Parteien zu uebergeben - und zwar relativ kurzfristig. Meine Einschaetzung ist nicht, dass er die Machtuebertragung mit Tricks bedacht hat. Bei aller Kritik, die ich am Koenig fuer angebracht halte, so habe ich in dieser vor dem Volk gemachten Ankuendigung Vertrauen, dass er sie einhaelt. Der Koenig wirkte auf mich in seiner Rede sehr muede und erschoepft.
**Wenn ich das so lesen darf, dass seine Erschoepfung von Dir als Grundlage dafuer genommen wird, seiner Erklaerung und dessen unverzueglicher Umsetzung Vertrauen zu schenken, bedenke bitte, dass dies als FOLGE der juengsten Ereignisse in Kathmandu zu werten waere. Schon deshalb ueberlagern inzwischen auch bei mir persoenlich deutliche Zweifel jedes moeglicherweise noch vorhandene Koenigs-Vertrauen.
> Problematisch war zweifellos, dass die Ansprache des Koenigs sehr spaet gekommen ist. Die vorangegangene Gewalt haette nicht stattfinden muessen und duerfen. Die Sicherheitskraefte haetten sich deeskalierend verhalten muessen.
**eine Armee, die ihre eigene Ernaehrung verteidigt, wird sich nicht deeskalierend verhalten, das ist ja gerade die Crux.
> Ich denke, die Fuehrer der 7-Pareien-Allianz, die in ihrer politischen Arbeit nach wie vor sehr unterschiedliche Ziele verfolgen und in Wirklichkeit inhaltlich stark voneinander abweichen, haben angesichts der stattfindenden und drohenden Gewalt eine grosse Verantwortung und muessten auf das Volk beruhigend einwirken.
**NEIN ! Dies muesste der Koenig tun, er hat (noch) die Macht und damit auch die "Verantwortung". Allein: er kann es nicht, er hat auch keine Argumente auf seiner Seite. Seinem eigenen Volke zu erklaeren, dass es fuer Mitbestimmung nicht "reif" sei, erscheint unsinnig. Unabhaengig davon, ob man dieser (Deiner) Aussage (in Teilen) zustimmt oder nicht.
> Dass die Volksseele kocht ist verstaendlich, doch ist die Gefahr weitaus groesserer Gewalt als sie bisher stattgefunden hat, ganz erheblich. Da Koenig und Armee - wie gesagt - eine Einheit sind (und das wissen die Parteien!) ist die Gefahr fuer die Demonstranten, getoetet oder verletzt zu werden, sehr sehr hoch.
**Spaetestens hier habe ich ernsthafte Zweifel, Andreas, ob Du da nicht den Gaertner zum Bock machst ! Du schiebst argumentativ sukzessive die Schuld an der Eskalation dem Volk zu und entschuldigst dabei das Vorgehen des militaerischen Koenigsapparates mit der Landeshistorie. Vielleicht moechtest Du diesen Eindruck gar nicht erwecken, aber bei mir zumindest ist er entstanden.
> Unter den Demonstranten sind oft Junge Leute, die sich mit Alkohol Mut antrinken und dann sehr Gewaltbereit ihren Frust rauslassen. Sie ziehen dabei gegenueber der Armee den kuerzeren und muessen vielleicht mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben einen hohen Preis dafuer bezahlen.
** Unter den Armisten sind ebenso viele junge Leute, die nach einem Familienbesuch daheim nur sehr ungern und ebenso betrunken zum Einsatz in die Kaserne an der Maofront zurueckkehren.
Zurueckkehren muessen, weil sie/ihre Familien sonst nichts verdienen, und weil ihre Last des damit verbundenen Risikos fuer Leib und Leben mit ueberdurchschnittlich hohem Verdienst entgolten und erleichtert wird, dem ausser Toeten und Zerstoeren kaum adaequate Leistung entgegensteht.
> Ich kann Gewalt einfach grundsaetzlich nicht fuer gut heissen. Darum bin ich ganz klar dagegen.
> Ziviler Ungehorsam und konsequente Anwendung friedlicher Mittel halte ich fuer den einzig gangbaren Weg. Da gehe ich keinen Kompromiss ein!
> Ich glaube auch nicht, dass Ziele, die unter Gewaltanwendung erreicht wurden, einen wirklichen Wert haben. Ein durch friedliche Mittel erreichtes Ziel ist langfristig viel bedeutsamer.
> Als Deutscher bin ich nicht stolz darauf, was wir waehrend des 3. Reiches und der Zeit des Holocaust angerichtet haben - ganz im Gegenteil! Stolz hingegen bin ich aber sehr, ueber dass, was die DDR-Buerger im Jahr 1989 erreicht haben. Diese Menschen sind ueber sich selbst hinausgewachsen und haben eine Lebensleistung erreicht, die unuebertroffen bleiben wird.
**wenig vergleichbar !
Damals gab es viele ostdeutsche Menschen, die (ideell wie materiell) nicht mit ihrem Leben zufrieden waren, andererseits Menschen, die den ideellen Gewinn der Einheit sahen, deren materielle Folgen aber damals (zum Glueck) kein Thema waren.
Zudem hatten diese Demontranten anders (als zB ein paar Tschechen Jahre zuvor) das Glueck, dass ein grosser starker nicht-indischer politischer Bruder alle Glasnostaugen zudrueckte.
> Da es in Kathmandu im Moment zu viele emotionalisierte und destruktiv orientierte Demonstranten gibt,
** Hast Du da denn eine Leitlinie demonstrativen Wohlverhaltens ? Eine Kerze zu entzuenden war und ist emotional. Eine Mauer einzureissen, war und ist destruktiv.
> da es scheinbar nicht moeglich ist, "solche Leute" fuer konsequente Friedfertigkeit zu gewinnen
und da sie einfach nicht unter Kontrole zu bringen sind,
** "solche Leute" sind aber auch das (Wahl)volk, ebenso wie solche, die auf der anderen Seite stehen und schiessen ! Und unter wessen "Kontrolle" moechtest Du sie gestellt wissen ? Ich moechte mir nicht ausmalen, welche Menschen kennen zu lernen mir NICHT vergoennt gewesen waere, haette weiland 1989 eine VoPo-Armee in Leipzig einen Schiessbefehl so umgesetzt, wie es derzeit in Nepal geschieht.
> bin ich der Meinung, dass der Weg des intensiven, hartnaeckigen Dialogs mit dem Koenig gewaelt werden sollte, anstatt die Menge weiter aufzuheizen.
** mit dem "mueden" Angebot des Herrschers nicht zufrieden zu sein, ist auch ein Merkmal der Hartnaeckigkeit.
> Wenn der Koenig gewaltsam 'davongejagt' wird, kann es passieren, dass die Armee ihre Orientierung verliert und zersplittert. Eine Destabilisierung waere die Folge, langfristig koennte dies fuer das Land verheerend sein.
** ein kaum entwickeltes Land wie Nepal -medizinisch wie schulpolitisch und wirtschaftlich sowieso- am absolut unteren Ende der Erdskala rangierend, was kann fuer die MENSCHEN in einem solchen Land "verheerend" sein ?
Natuerlich waere es wuenschenswert, wenn sich die Soldaten hernach nicht in Scharmuetzeln untereinander wiederfaenden, aber (das wurde im Board schon mehrfach angedeutet): eine Armee als teuren Selbstzweck zu erhalten und hochzuruesten mit aussenbilanz"verschoenernder" Ausruestung kann doch nicht deshalb Status Quo bleiben, weil das wenigstens "stabil" ist.
> Es kann sein, dass der Bogen jetzt ueberspannt wird und das Volk die Chance auf eine Demokratie ganz verliert, das Land vielleicht sogar seine Souveraenitaet!
Auszuschliessen ist jedenfalls nicht, dass Indien irgendwann einmal eingreift. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt!
** der Verlust an Souveraener Macht mag im politischen Sinne ein Menetekel sein, fuer die Menschen kann darin gleichwohl eine Chance liegen zur Verbesserung der persoenlichen Lebensumstaende.
Den Kreuzbuben hat sich im Uebrigen auch nicht Nepal oder Indien, sondern laengst ein ganz anderer aus dem Skat erboten.
> Ich finde, der Koenig hat mit seiner Rede die Tuer ein wenig geoeffnet, man muesste sie nur vorsichtig aber konsequent weiter audruecken - dies koennte gelingen.
** mit Verlaub: dieser Spalt breit genuegt wohl, um sich selbst Luft zu verschaffen.
Einlass bietet er nicht. Deshalb steht nun ein Fuss des Volkes in der Tuer. Vorsichtig und konsequent.
Sollten die Maoisten den Pikbuben spielen: der Kreuzbube sitzt auf der Hinterhand.
Die Deutsche Botschaft bereitet vermutlich schon die Evakuierung vor.
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