der zeitliche Ablauf und der tatsaechliche Sachverhalt ist ein anderer, als hier dargestellt:

Ich habe mit ca. 20 weiteren internationalen Medienvertretern die Demonstration von ca. 80 bis 100 ueberwiegend jungen TouristInnen (an drei verschiedenen Stellen in Thamel)als unabhaengiger Berichterstatter ab ca. 16.00 Uhr journalistisch begleitet.

Um ca. 16:15 wurde die friedliche Demonstration von ca. 350 zum Teil schwerst bewaffneten Sicherheitskraeften aufgeloest und der Demonstrationsort (zentrale Kreuzung in Thamel) grossraeumig abgesperrt.

Um ca. 16.30 Uhr habe ich den Deutschen Botschafter, Franz Ring, telefonisch ueber die Verhaftung von vier Deutschen (und drei Briten, einer Israelin und einem Russen) informiert. Zu diesem Zeitpunkt war weder dem Botschafter noch mir bekannt, wohin die Festgenommenen abtransportiert worden waren. Ich ging zu jenem Zeitpunkt davon aus, dass alle neun verhafteten Touristen in ein "Gefaengnis" abtransportiert worden waren, in dem sie mindestens eine Nacht, moeglicherweise auch wesentlich laenger (= einen Monat, wie es bei einem Verstoss gegen das Versammlungsverbot vorgeschrieben ist), zumal ich eine Stunde von einem Reporter der Nepali Times (www.nepalitimes.com) zuvor erfahren hatte, dass der hierzulande sehr populaere nepalesische Publizist Kanak M. Dixit drei Tage zuvor wegen einer aehnlichen Demonstration fuer einen Monat inhaftiert worden war.

Die Polizei und die Soldaten haben mir gegenueber keinerlei Angaben gemacht, sondern mich mit vorgehaltener Waffe unmissverstaendlich aufgefordert, die Kreuzung sofort zu verlassen.

Die Einschaetzung des Deutschen Botschafters darf ich an dieser Stelle nicht zitieren und bitte dafuer um Verstaendnis.

Um ca. 16:45 Uhr habe ich von dem naechstliegenden Internetcafe aus den Dortmunder Verein HOPE e.V. ueber die Festnahme ihres Vorsitzenden Johannis R. Jappen unterrichtet. Zu diesem Zeitpunkt war mir die gesamte Anzahl der Festgenommenen noch nicht bekannt. Ich hatte selber nur die Festnahme von vier Touristen gesehen.

Um ca. 18.00 Uhr habe ich von einer UN Mitarbeiterin den Ort, an der die neun Touristen festgehalten wurden (eine Polizeistation am westlichen Rand von Thamel) und die Anzahl der Festgenommenen erfahren.

Gleichzeitig habe ich von einem zweiten Telefonanschluss aus den fuer Nepal zustaendigen ARD-Hoerfunkkorrespondenten in Delhi ueber den Aufenthaltsort der neun verhafteten Touristen und was ich als Berichterstatter waehrend der Touristen-Demo beobachtet hatte, informiert.

Spaeter bin ich dann per Moped aufgebrochen, um mit den festgehaltenen Touristen in der besagten Polizeistation zu sprechen und ihre erhoffte Freilassung journalistisch zu begleiten.

Durch die Proteste und das entschlossene Engagement von Angehoerigen, Freunden und den BotschaftsvertreterInnen ist es gelungen, dass alle festgehaltenen Touristen um 20:30 ohne Auflagen wieder auf freien Fuss gesetzt wurden.

Die Demonstration hat hier in Kathmandu ein breites positives Medien-Echo gefunden, das bis heute anhaelt und sicherlich ueber das bevorstehende Wochenede hinausreichen wird (zum Beispiel in der morgen erscheinenden Nepali Times).

Heute hat auch zum Beispiel der hiesige, sehr einflussreiche Verband der Trekking-Agenturen die Touristen-Demonstration waehrend der durch das Regime ausgerufenen Ausgangssperre ausdruecklich begruesst und dazu aufgerufen, dass sich alle Bevoelkerungsschichten an den taeglichen landesweiten Kundgebungen fuer Frieden, parlamentarische Demokratie und Achtung der Menschenrechte nachhaltig und friedlich einsetzen, was seit dem Beginn des Generalstreiks am 06. April 2006 in taeglich zunehmendem Masse der Fall ist.

Schlussatz: Eine der auf einem grossen Banner formulierte Forderung der Touristen lautete "STOP CURFEW - START TALKS". - Tags drauf (gestern Mittag) wurde die seit dem 08. April 2006 geltende Ausgangssperre tagsueber voellig ueberraschend auf unbestimmte Zeit aufgehoben! Es war ein klarer und sehr warmer, sonniger Tag mit Blick auf die hoechsten Berge der Welt, den Einheimische wie Touristen allmaehlich wieder zu geniessen schienen.

Danke fuer Ihr Interesse.

Rolf Schmelzer
Freier Mitarbeiter WDR Hoerfunk
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Hallo Hakku,
Danke fuer die Richtigstellung.
Fuer mich hat die Aktion insofern ein "Gschmaeckle" (wie man im "Laendle" sagt), als auch gleich ein eifriger Journalist bereitstand der per e-mail und Nepalboard um moeglichwt weite Verbreitung gebeten hat.
Aus der Polizeiwache wurde dann gleich ein beruechtigtes Gefaengnis.

Die Situation in KTM ist sicher nicht zu bagatellisieren, aber hilfreich und ein Beitrag zur Deeskalation ist sowas sicher nicht!

Notabene, wenn dann wirklich Oeffentlichkeit fuer eine ernste Situaton gebraucht wird ist die durch solche Aktionen abgestumpft! Aber das Guinnes Book hat natuerlich was !!!

Gruss
Klaus

Antwort zu: Re: live aus kathmandu geschrieben von Klaus am 12. April 2006 um 20:26 Uhr.