Zusammenfassung zur Podiumsdiskussion der Deutschen Welle


Liebe Freunde,

heute hat die bereits erwaehnte Podiumsdiskussion bei der Deutschen Welle (Radio) stattgefunden. Es war eine sehr ausgewogene Runde, mit - meinem Eindruck nach - weitgehend uebereinstimmendem Meinungsbild. Die Gespraechspartner verfuegten ueber hohe Sachkompetenz und politischen Weitblick. Fuer aufmerksame Zuhoerer gab es einige wertvolle Hintergrundinformationen und Gedankengaenge, ueber die es sich nachzudenken lohnt. Die Komplexitaet der Gesamtsituation wurde sehr deutlich. Nepal steckt - so die einhellige Expertenmeinung - in der Tat in einer sehr schwierigen, verstrickten Situation; in einer Sackgasse, wie es sehr treffend von Herrn Thapa auf den Punkt geracht wurde.

Ich finde - es war wirklich sehr interessant!

Gerne will ich ein paar Punkte, die in den Einschaetzungen konkret angesprochen wurden, hier in meinen Worten - so, wie ich es der Diskussion entnommen habe und mich daran erinnere - zusammengefasst mitteilen:

Koenig Gyanendra hat zwar sehr viel Wiederstand im Land, scheint aber im Moment noch ziemlich gefestigt zu sein. Wie lange noch, ist sicher fraglich. Er bekommt offensichtlich - vielleicht mehr als bisher allgemein beachtet - starke Unterstuetzung durch China und Pakistan. China ermuntert ihn scheinbar, die Situation durchzuhalten. Beide Laender liefern Waffen, Munition und sogar Treibstoff auf dem Luftweg!

Die offizielle indische Haltung gegenueber dem Koenig ist zwar kritisch, dennoch gelangen wahrscheinlich noch immer auch militaerische Lieferungen nach Nepal.

China und Indien (sicher auch Pakistan) haben wirtschaftliche und politische Interessen, die mit dem Koenig an der Macht am Ehesten zum Zuge kommen.

Aufgrund alter Verbindungen, die noch von Koenig Mahendra stammen, scheinen wohl auch noch freundschaftliche Verpflichtungen einiger afrikanischer Laender gegenueber dem Koenigshaus zu bestehen. Auch von dort kommt irgendwelche Hilfe.

Die Armee steht bisher als weitgehend geschlossener Block an der Seite des Koenigs. Wenn es bei Grossdemonstrationen zu Gewalttaetigkeiten kaeme und die Armee staende vor der Situation, gegen das Volk zu schiessen, koennte dieser Block allerdings zu broeckeln beginnen. Es koennte Einheiten geben, die nicht dazu bereit waeren, das mitzumachen.

Wie auch heutigen Medienberichten zu entnehmen war, wurden Armee und Sicherheitskraefte vom Koenig von ca. 60.000 auf bis zu geschaetzte 200.000 Mann unter Waffen aufgestockt.
Demgegenueber werden die Maoisten auf ca. 10.000 bis 15.000 Kaempfer geschaetzt.

Die Maoisten wurden offensichtlich mit der Zeit in ihrer Gesamtkampfkraft geschwaecht und sind sich darueber im Klaren, dass sie ihren Kampf militaerisch nicht gewinnen koennen. Immer wieder Opfer unter der Zivilbevoelkerung sorgen fuer geringere Unterstuetzung aus dem Volk.

Als die Maoisten 1996 in den bewaffneten Kampf gegangen sind, war dies nicht gegen den Koenig, sondern gegen die demokratisch gewaehlte Regierung und die Mehrheiten im Parlament gerichtet.
Sie lagen bei etwa 6% und hatten keine Chance, ihre Ziele gegen die anderen Interessensgruppen durchzusetzen.
The Tips and Tricks section describes a tip how you poloniex api documentation can further customize the dashboard. Wuerden die Maoisten heutzutage in einem Parlament vertreten sein, kaemen sie nach hoechsten Schaetzungen auf bestenfalls 20 bis 30%. Die Durchsetzung ihrer Ziele unter demokratischen Gesichtspunkten waere nach wie vor mehr als fraglich.

Die Maoisten haben zwar grosse Teile auf dem Lande unter ihrer Kontrolle, jedoch leben dort ueberwiegend einfache Bauern, die kaum eine Massenbewegung - wie das z.B. bei einer geschlossenen Arbeiterschaft der Fall waere - bilden koennte. Ohne Massenbewegung ist eine 'Revolution' kaum moeglich. Der Diskussionsteilnehmer Dr. Wagner haelt eine regelrechte Revolution in Nepal fuer nahezu ausgeschlossen.

Die Machtzentrale ueber das Land war, ist und bleibt Kathmandu. Es reicht nicht, auf dem Lande seine Ziele nur unter Gewalt durchzusetzen. Wer die Macht ueber das Land haben moechte, braucht eine politische Basis - oder mindestens die Armee.
Die Maoisten verfuegen weder ueber das eine noch das andere.

Die demokratischen Parteien bestehen aus der 7-Parteienallianz, und ueber zahlreiche weitere Parteien, die von den unterschiedlichsten Interessensgruppen und Waehlerschaften getragen werden. Sie moechten zwar alle die Demokratie, es gibt aber keine Partei, die wirklich mehrheitsfaehig ist. Es sind alles Minderheitengruppen. Dadurch ist es generell sehr schwierig, auch unter demokratischen Verhaeltnissen, sich auf gemeinsame politische Ziele zu verstaendigen und diese auch durchzusetzen.

Neben den 'Oppositionsparteien' gibt es nach wie vor auch Parteien, die den Koenig unterstuetzen (z.B. Panchayat).

Die Mitgliederzahlen der wichtigsten Parteien belaufen sich in Kathmandu auf einige Tausend, vielleicht zehn-, vielleicht fuenfzehntausend (vielleicht auch etwas mehr) Personen. Der Koenig hat so seine Probleme damit, die Parteifuehrer von Parteien dieser Groessenordnungen als bedeutende Repraesentanten des nepalischen Volkes, das aus ca. 23 bis 25 Millionen Menschen besteht, anzuerkennen.

Bei aller Kritik, bei allem Unvertaendnis am Verhalten Koenig Gyanendras, so ist der 'Koenig' als Institution, nach wie vor ein Symbol fuer die Einheit Nepals. (Ich erinnere daran, das Koenig Narayan 1768 aus einzelnen Fuerstentuemern, die er mit hohem 'Blutpreis' geeint hat, das Land Nepal ueberhaupt ins Leben gerufen hat). Gyanendra faellt bisher wohl weniger unter die Kategorie, ein guter Koenig zu sein, jedoch ist er immer noch in der Funktion seines Amtes, Koenig fuer alle Nepalis. Bei den Parteifuehren - seien sie in manchen Kreisen auch noch so beliebt - kann man so etwas nicht gerade behaupten, da sie nur Fuehrer von Minderheiten sind. (Dies soll nur zur Erleuterung dienen und bitte nicht als Plaedoyer fuer den Koenig verstanden werden - Danke!)

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Natuerlich kann ich nicht auf alle Punkte, die diskutiert wurden, eingehen (dafuer reicht auch mein Erinnerungsvermoegen nicht aus), jedoch denke ich, hier einige Wichtige davon angesprochen zu haben.

Wie gesagt - alles ein wenig kompliziert.

Wer sich fuer die Diskussion im Wortlaut interessiert - wie schon an anderer Stelle gesagt - sie wird als Audiodatei irgendwann in den naechsten Tagen unter www.dw-world.de, wahrscheinlich unter Adio on demand / Fokus 'Blick nach Asien', zum downloaden gespeichert.

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Mal sehen, was nun am 1. Februar der Koenig neues zu vermelden hat (Verhaftungen hat es ja schon jede Menge gegeben, da wird er wahscheinlich ein wenig entspannt sein).

Mit herzlichem Gruss
Andreas

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Abgeschickt von am 01. Februar 2006 um 01:53 Uhr.


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