Zur Lage in Nepal + aktueller Sicherheitshinweis des AA |
Liebe Freunde, was die aktuelle politische Lage in Nepal anbetrifft, so sollten wir die Ereignisse hier auf dem Nepalboard - vielleicht alle par Tage - zusammenfassend begleiten, damit wir nicht den Ueberblick verlieren - die Dinge sind ja recht kompliziert. Der aktuelle Sicherheitshinweis des Auswaertigen Amtes ist unten beigefuegt. Wie schon berichtet wurde, ist ueber Kathmandu und einige weitere Staedte des Landes eine naechtliche Ausgangsspere verhaengt worden. Fuer Kathmandu wurde das Ausgehverbot, bis auf Weiteres, auf jetzt ganz aktuell (taeglich) 22.00 bis 04.00 Uhr ausgedehnt. Die Regierung hat Demonstrationen verboten, da sie Gewaltausschreitungen und Infiltration durch Maoisten befuerchtet. Die 7-Parteienallianz hat bekraeftigt, Grossdemonstrationen entgegen des Verbotes durchfuehren zu wollen. Am Freitag, 20. Januar soll eine solche Demonstration in Kathmandu und weitere an anderen Orten stattfinden. Die Veranstalter sagen, sie wollten friedlich demonstrieren und glauben, das dies gelaenge. Sie haben die Maoisten aufgefordert, keine Gewalt auszuueben und zum friedlichen Protest zurueckzukehren. (Wie schoen, wenn sie denn so taeten!) Ob sich die Massen wirklich unter Kontrolle bringen lassen und friedlich bleiben, duerfte Zweifelhaft sein. Bisher haelt die Regierung am Wahltermin fuer die Komunalwahlen am 08. Februar 2006 fest. Die Durchfuehrbarkeit steht allerdings in Frage. Dies wird selbst von Parteien so gesehen, die an der Wahl teilnehmen wollen. Ein weiterer Termin, der bereits vor dem 08. Februar fuer Unruhen sorgen koennte, ist der 01. Februar, da sich an diesem Datum die verfassungswiedrige und vielfach kritisierte Machtuebernahme durch Koenig Gyanendra jaehrt. Am 13. Februar ist das 10-jaehrige Jubilaeum fuer die Aufnahme des gewaltsamen Kampfes durch die Maoisten. Ein ebenfalls sicher sensibles Datum. --- Nepal hat in der Vergangenheit schon sehr viele 'heisse Tage' erlebt und (leider auch mit Schmerz) verkraftet. Es kommt jetzt sicher einiges hintereinander und man muss einfach fuer mindestens einen Monat oertlich mit einer deutlichen Gewaltzunahme rechnen. Ob es denn wirklich 'dicke' kommt, ist zu befuerchten - ich meine, man sollte jedenfalls damit rechnen und darauf vorbereitet sein. Vielleicht und hoffentlich kommt es aber nicht so schlimm. Auf jeden Fall ist jeder Tag, der einigermassen ruhig bleibt, ein guter Tag. Jeder, der sich zur Zeit in Kathmandu befindet, sollte sich auf Streiktage, Blockade- und Gewaltaktionen etc. einstellen und Risikobereiche meiden. Es kann auch wieder zu Stoerungen des Kommunikationssystems kommen. Internet und Telefon koennten erneut gestoert oder abgeschaltet werden. Auch eine zeitweise Sperrung des Flughafens ist nicht auszuschliessen oder es koennten vereinzelt Fluege gestrichen werden. Es liegt nunmal Spannung in der Luft und es sieht bisher so aus, dass alle Streitparteien weiterhin an ihren Zielen und Forderungen festhalten - Nachgiebigkeit ist im Moment nicht in Sicht. Die Situation muss sich jetzt in irgend einer Weise entladen - das ist ein ganz natuerlicher Vorgang; ich hoffe, er wird nicht so schmerzlich. Ein gegenseitiges Einlenken koennte die Situation sicherlich entschaerfen. Ich bitte all diese Gedanken nicht als 'Schwarzmalerei' oder 'Angstmache' zu verstehen. Meine Meinung ist, wir sollten die Situation nuechtern betrachten und von Tag zu Tag schauen, was sich so alles ereignet. Nepal hat wahrscheinlich 4 nicht ganz leichte Wochen vor sich - aber da muss das Land jetzt durch; und wir als Freunde auch. Angst, Hysterie und negatives Denken sind in solchen Situationen keine guten Ratgeber, wenngleich wir uns aber ruhig auch Sorgen und mitfuehlende Gedanken machen duerfen - das ist wohl menschlich. Hier im Rheinland gibt es eine Devise, die den Menschen auch in schweren Zeiten immer wieder geholfen hat, den Mut nicht zu verlieren, die so heisst: 'Et is noch immer jood jejange!' Hat nicht erst neulich hier auf dem Board jemand diesen Spruch erwaehnt ? - auch ich finde, er passt einfach, wenn man den Kopf nicht in den Sand stecken moechte. In diesem freundlichen und mit herzlichen Gruessen --- Und hier, der aktuelle 'Sicherheitshinweis' Stand: 18.01.2006 Unveraendert gueltig seit: 17.01.2006 Die innenpolitische Situation und die Sicherheitslage sind derzeit fragil. Mit Wirkung vom 16.01.2006 haben die Stadtverwaltungen von Kathmandu und Lalitpur eine naechtliche Ausgangssperre von 23.00 bis 4.00 Uhr verhaengt. Ausgangssperen gibt es ebenfalls in groesseren Staedten und anderen Landesteilen mit zum Teil unterschiedlichen Zeiten. Zur Durchsetzung der Ausgangssperre koennen die Sicherheitskraefte auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. Gleichzeitig wurden alle Arten von Demonstrationen und Versammlungen in groesseren Staedten und dem Kathmandu-Tal bis auf weiteres verboten. Da eine Eskalation gewalttaetiger Auseinandersetzungen nicht auszuschliessen ist, wird derzeit von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Nepal abgeraten. Besondere Risiken werden im Zusammenhang mit den umstrittenen Stadtwahlen am 08.02. und dem Jahrestag der Aufnahme des bewaffneten Kampfes der Maoisten (13.02.1996) gesehen. Die Maoisten haben am 2. Januar 2006 die Beendigung des seit dem 3. September 2005 einseitig ausgerufenen Waffenstillstands erklaert. Um die fuer den 8. Februar 2006 angesetzen Stadtwahlen zu stoeren, haben die Maoisten ausserdem ein breites Aktionsprogramm ab Mitte Januar und einen landesweiten Bandh (Generalstreik) vom 05.-11.02.2006 angekuendigt. Auch die 7-Parteien-Allianz hat zu Protestaktionen und fuer den 20.01.2006 zu einer Massenkundgebung in Kathmandu aufgerufen. Am 14.01.2006 wurden Angriffe seitens der Maoisten auf Polizeistationen in Thankot und Dhadikot (westliche und oestliche Einfahrt ins Kathmandu-Tal) veruebt, bei denen mindestens 12 Sicherheitskraefte starben. Im Stadtgebiet Kathmandus detonierten einige Bomben, weitere konnten rechtzeitig entschaerft werden. Es entstand erheblicher Sachschaden an Regierungsgebaeuden. Bereits in den vergangenen Tagen wurden in Pokhara und anderen groesseren Orten des Landes seitens der Maoisten Bombenanschlaege auf Regierungseinrichtungen und Sicherheitskraefte veruebt. Mit weiteren Anschlaegen, auch im Kathmandu-Tal, muss gerechnet werden. Es haeufen sich Zusammenstoesse der Maoisten und Sicherheitskraefte im Osten und Westen des Landes. Es erhoeht sich derzeit wieder die Gefahr, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. In Kathmandu, groesseren Staedten und anderen Landesteilen finden verstaerkt Demonstrationen und Massenkundgebungen der oppositionellen 7-Parteien-Allianz und deren Studentenorganisationen sowie anderer Gruppierungen statt. Stadtteile und Orte, an denen Demonstrationen bzw. Aktionsprogramme stattfinden, sollten wegen nicht auszuschliessender gewalttaetiger Ausschreitungen vermieden werden, durch die auch die Sicherheit von Touristen gefaehrdet sein koennen. Unter den gegebenen Umstaenden wird dringend empfohlen, groessere Menschenansammlungen bis auf weiteres zu meiden.
Nach wie vor wird empfohlen, die Mittelwestregion (Distrikte , Rukum, Rolpa, Salyan, Surkhet, Jajarkot, Dailekh, Kalikot, Syangja, Gulmi und Arghakhanchi), die Westregion und den Ostdistrikt Sankhuwasabha sowie Bhojpur (Ost-Nepal) ganz zu meiden. Vor dem Befahren der Strecke zwischen Atariya und Dadeldhura in West-Nepal wird gewarnt. Mit Strassensperren der Aufstaendischen ist auf der Ost-West-Verbindung zu rechnen. Nach dem Verschwinden von zwei Europaeerinnen im Wald von Nagarjun, Kathmandu, sowie sich dort haeufenden Ueberfaellen wird empfohlen, in diesem Park nur noch in Gruppen zu wandern. In Nepal muss derzeit wieder oefters mit landesweiten oder oertlichen Bandhs (Streiks jedweder Art), auch im Kathmandu-Tal, und Blockaden/Strassensperren, die kurzfristig ausgerufen bzw. organisiert werden, gerechnet werden. Bei Generalstreiks sind alle Bueros und Geschaefte geschlossen und der Strassenverkehr kommt praktisch zum Erliegen (Ausnahme Rikshas). Letzteres gilt auch fuer sog. Transportstreiks. Waehrend der Bandhs sind Reisen auf dem Landwege nicht oder nur unter schwierigen Bedingungen (Gefahr von Landminen auch auf Ueberlandstrassen) moeglich. Der Flugverkehr ist von den Bandhs in aller Regel nicht betroffen, evtl. aber Zu- und Abgang zu den Flughaefen. Von Fahrten in normalen Ueberlandbussen wird wegen der Vielzahl von Verkehrsunfaellen und der Gefahr von Ueberfaellen durch die Rebellen abgeraten. Bei Fahrten ueber Land sollten ausschliesslich gekennzeichnete Touristenbusse benutzt werden. Touristen und Auslaender sind nicht Ziel der maoistischen Aufstaendischen. Eine Gefaehrdung kann sich aber u.a. durch Bombenanschlaege auf oeffentliche Einrichtungen und andere terroristische Aktionen der Maoisten auch in Touristengebieten ergeben, ebenso wie dadurch, dass Touristen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen die Fronten von Sicherheitskraeften und Maoisten geraten koennen. Reisende sollten sich von groesseren Menschenansammlungen fernhalten. Infolge der nicht immer stoerungsfreien Kommunikation (in manchen Landesteilen fehlendes Mobilnetz und zerstoerte Leitungen) koennen sich in Notfaellen erhebliche Schwierigkeiten ergeben, weil Hilfeleistungen nicht rechtzeitig organisiert werden koennen. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Rettungshubschrauber nicht in alle Hoehen und Landesteile fliegen koennen. Nach starken Regenfaellen vor allem waehrend der Monsunzeit muss mit Erdrutschen gerechnet werden. Hinweis fuer Trekking-Touren: Die Rebellenpraesenz im suedlichen Bereich des Annapurnagebietes ist nach wie vor sehr hoch , u.a. auf der Strecke Ghorepani (Schreibweise auch: Ghodepani), Tadapani, Ghandrung (auch: Ghandruk) und Landrung (auch: Landruk). Haeufig fordern bewaffnete Maoisten Wegegelder von Trekkern in unterschiedlicher Hoehe - auch in Lodges oder Hotels, derzeit ca. bis zu 126 US$ pro Person. Bei Zahlungsverweigerung kann bewaffneter Ueberfall kurze Zeit spaeter erfolgen. Es gibt zahlreiche Berichte ueber Ueberfaelle und Erpressungen, insbesondere in der Umgebung von Jiri, auf Teilstrecken des suedlichen Annapurna-Trails und im Gebiet des Karnali Flusses sowie in der Umgebung von Kathmandu.
Versenden Druckversion Eine Gewaehr fuer die Richtigkeit und Vollstaendigkeit sowie eine Haftung fuer eventuell eintretende Schaeden kann nicht uebernommen werden. Gefahrenlagen sind oft unuebersichtlich und koennen sich rasch aendern. Verweise auf Reisehinweise in den Geschaeftsbedingungen von Reiseveranstaltern sind fuer das Auswaertige Amt nicht verbindlich. Gesetzliche Vorschriften eines Landes koennen sich aendern, ohne dass das Auswaertige Amt hiervon unterrichtet wird. Kontaktaufnahme mit der zustaendigen diplomatischen oder konsularischen Vertretung des Landes wird im Zweifelsfall empfohlen. Auswaertiges Amt |
Abgeschickt von am 18. Januar 2006 um 02:11 Uhr. |